Welche Schule für mein Kind?

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Ende der 4. Klasse stehen Sie und Ihr Kind vor einer der schwierigsten Weichenstellungen innerhalb der Schullaufbahn. Das Streben nach einem möglichst hochwertigen Bildungsabschluss muss in Einklang gebracht werden mit Fähigkeiten, Begabung und Persönlichkeit Ihres Kindes. Ob Haupt- und Mittelschule, Realschule oder Gymnasium – nur die richtige Wahl verspricht langfristig schulischen Erfolg.

Wie steht’s mit meinem Kind?

Den Ausgangspunkt aller Überlegungen bilden Gespräche mit dem Klassenleiter, die Sie von Beginn der 4. Klasse an in gewissen Abständen mit ihm führen sollten. Er kann Ihnen am ehesten sagen, wo die besonderen Stärken Ihres Kindes liegen, (z.B. mehr im sprachlichen oder mehr im mathematischen Bereich) und wie Ihr Kind leistungsmäßig im Vergleich zur ganzen Klasse steht – sein Urteil ist in der Regel ein verlässlicher Indikator. Wenn Sie weiter gehende Fragen haben, können Sie auch einen Termin mit dem für Ihre Schule zuständigen Beratungslehrer vereinbaren.

Info-Angebote nützen

Schon ab der 3. Jahrgangsstufe bieten Grundschulen Info-Veranstaltungen zum Übertritt an, bei denen auch Lehrer weiterführender Schulen zu Wort kommen. Machen Sie sich ein Bild von den vielfältigen Laufbahnen, Übergängen und Abschlüssen im bayerischen Schulsystem.

Realschulen und Gymnasien haben eigene Informationsangebote, zum Beispiel einen Tag der offenen Tür, der Ihnen Einblicke in Anforderungen und Bildungsangebote verschafft. Versuchen Sie dort mit Lehrern ins Gespräch zu kommen, um mehr über das „Innenleben“ der Schule zu erfahren. Die Homepage Ihrer favorisierten Schule kann ebenfalls Auskunft geben über Fachrichtungen, Schulleben und Erwartungen an Schulneulinge.

In erzieherisch problematischen Fällen können Eltern kostenlos den Schulpsychologen zu Rate ziehen, um individuell nach einer geeigneten Schullaufbahn zu suchen (Adresse und Sprechzeit sind über die Schule zu erfahren).

Prognose wagen

Eine gewisse Aussagekraft haben bereits die Noten aus dem Jahreszeugnis der 3. Klasse: Im Allgemeinen werden die Anforderungen in der 4. Klasse – wie häufig befürchtet – nicht schwieriger, sondern gehen mit der geistigen Entwicklung der Kinder einher.

Mit Vorbehalt lässt sich also bereits am Ende des 3. Schuljahres abschätzen, ob es sich lohnt, das Kind für den bevorstehenden Schulübertritt anzuspornen und alle Kräfte dafür zu mobilisieren. Nehmen Sie einfach aus dem Jahreszeugnis die Noten der drei Hauptfächer Deutsch, Mathematik, Heimat- und Sachunterricht und bilden Sie daran eine Grundlage für die Bewertung.

Wunsch und Wirklichkeit

Es ist in jedem Fall von Vorteil, wenn Kinder Interesse an der angestrebten Schulart zeigen und den Übertritt bejahen.

Machen Sie aber nicht den Fehler, diese weitreichende Entscheidung zu sehr dem Urteil Ihres Kindes zu überlassen. Oft orientieren sich Kinder im Grundschulalter lediglich an der Handlungsweise von Mitschülern oder Freunden, ohne zu wissen, was sie an der neuen Schule erwartet. Beziehen Sie Ihr Kind in den Entscheidungsprozess mit ein, behalten Sie jedoch das letzte Wort vor. Ein Schulabbruch mit später Einsicht („Aber er wollte doch unbedingt ans Gymnasium“) kann Ihnen so vielleicht erspart bleiben.

Begabungs-Test

Beurteilen Sie Ihr Kind bitte möglichst objektiv nach den unten stehenden Kriterien. Falls Sie die Fragen größtenteils positiv beantworten können, ist die Ausgangsposition für den Schulübertritt günstig: Ihr Kind zeigt Merkmale überdurchschnittlicher Begabung – der Wechsel an Realschule oder Gymnasium kann, wenn auch die Noten stimmen, ins Auge gefasst werden.

Begabung:

  • Machen meinem Kind Rätsel und Denksportaufgaben Spaß?
  • Möchte es sich bei Gesellschaftsspielen gerne mit Erwachsenen messen?
  • Hat mein Kind Interessen oder Hobbys, in denen es besondere Fantasie und auffälligen Einfallsreichtum entwickelt?

Wissen:

  • Nutzt mein Kind Möglichkeiten zum selbstständigen Wissenserwerb (Bücher, Wissenssendungen, Sachfragen an Erwachsene)?
  • Hat es ein – für sein Alter – breit gestreutes Allgemeinwissen?

Sprachliche Fähigkeiten:

  • Kann mein Kind Erlebnisse spannend und sprachlich treffend wiedergeben?
  • Teilt es sich anderen auch gerne schriftlich mit?
  • Liest mein Kind gerne Bücher?

Mathematische Fähigkeiten:

  • Beherrscht mein Kind Einmaleins und Grundrechenarten sicher und fehlerfrei?
  • Löst mein Kind Textaufgaben ohne fremde Hilfe?
  • Kann mein Kind geometrische Formen aus der Erinnerung nachzeichnen?

Arbeitshaltung und Lerngewohnheiten:

  • Erledigt mein Kind die Hausaufgaben konzentriert und zügig?
    Werden begonnene Arbeiten ohne Unterbrechung zu Ende gebracht?
  • Sucht mein Kind bei schwierigen Aufgaben selbstständig nach anderen Lösungswegen?

Unterstützung im Elternhaus:

  • Ist das Familienleben weitgehend stabil und spannungsfrei?
  • Können von der Elternseite psychische Problemlagen aufgefangen werden?

Schullaufbahnen im Überblick

Das bayerische Schulsystem ist vielfältig und durchlässig – niemand soll sich auf ein bestimmtes Übertrittsziel versteifen, wenn die Voraussetzungen dafür unsicher sind. Drei eigenständige Wege bieten sich nach der Grundschule an:

Die Haupt- und Mittelschule vermittelt eine grundlegende Allgemeinbildung Die Haupt- und Mittelschule vermittelt eine grundlegende Allgemeinbildung und bereitet verstärkt auf das Berufsleben vor. Etwa 40 Prozent aller Viertklässler treten in Bayern an diesen praktisch orientierten Schultyp über.

Die Realschule bietet eine vertiefte Allgemeinbildung. In drei Zweigen führt sie zur Berufsausbildung oder bereitet auf den Eintritt in die Fachoberschule vor. Für diese Schule entscheiden sich nach der vierten Klasse über 20 Prozent der bayerischen Grundschüler.

Das Gymnasium will mit anspruchsvollen Bildungsinhalten in erster Linie den Weg für das Studium ebnen. Ein reichliches Drittel jedes Schülerjahrgangs wechselt nach der Grundschule an ein bayerisches Gymnasium.